Gemeindehaus Wildstraße in Duisburg-Neudorf

Umgestaltung von Gottesdienststätten

Die Notwendigkeit, sich künftig auf nur noch ein Gemeindehaus beschränken zu müssen, hat zum Umbau und damit zur Qualitätsverbesserung dieses Hauses geführt. Die Erlöse aus dem Verkauf des zweiten Gemeindehauses wurden hier eingebracht.

Aufgabe

Neben der Sanierung des Gemeindesaals, der auch als Kirchsaal dient, sollte mit dem Neubau des „Vorderhauses“ die größtmögliche Erweiterbarkeit des Saales möglicht gemacht werden. Zusätzlich waren mindestens ein Gruppenraum und ein Büro erforderlich, sowie die notwendigen Nebenräume. Aus Kostengründen sollte auf eine Unterkellerung verzichtet werden.

Baukörper

Der Neubau, ein zweigeschossiger, kubischer Baukörper mit Flachdach, stellt sich markant vor den bestehenden Saal, überschreitet bewusst seine Breite, um gleichzeitig den Übergang zwischen alt und neu durch eine circa einen Meter breite, aber niedrigere Fuge zu markieren.

Der geradlinige Baukörper spielt in der Fassadengestaltung mit offenen und geschlossenen Flächen, mit Vor- und Rücksprüngen auf der Eingangsseite sowie mit unterschiedlichen Gebäudehöhen, die den Baukörper gliedern.

Funktion

Die Türen sind raumhoch.

Das Erdgeschoss wird bestimmt durch das große Foyer, das ebenso Saalerweiterung oder separater Gruppenraum sein kann. Wichtig ist die große, die gesamte Raumlänge umfassende, stützenfreie Öffnung zum Gemeindesaal, die auch die komplette Höhe des Raums einnimmt. Die Trennung erfolgt mittels flexibler Trennwand, mit axial gelagerten Elementen, so dass eine hohe Flexibilität in der Anordnung möglich ist. Unmittelbar neben dem Foyer liegt die Küche mit Durchreiche zum Raum. Die Küche wird separat vom Windfang aus erschlossen; ebenfalls von hier ist ein (Behinderten-) WC zu erreichen sowie die offene Treppe zum Obergeschoss.

Noch vom Treppenhaus aus ist das Gemeindebüro zu erreichen. Im Obergeschoss befinden sich ein großer Gruppenraum sowie die Toiletten, ein Putzmittelraum und ein großer Vorraum, der als Garderobe dienen soll. Das Garderobenmöbel selbst wird so angeordnet, dass es als Raumteiler die Nebenraumtüren verdeckt, so dass dieser Raum, mit einer natürlichen Belichtung über Fenster und Lichtkuppeln, durchaus auch dem Aufenthalt dienen kann.

Alle Räume, mit Ausnahme des Saals, haben eine Fußbodenheizung.

Material außen

Zweigeschossiger, kubischer Baukörper: das Gemeindehaus an der Wildstraße von außen.

Die Gebäudehülle des Neubaus besteht aus rot-bunten Klinkern, im wilden Verband, in die gliedernde Bänder und Flächen aus Sichtbeton eingelegt sind, sowie der Segensstein des alten Gemeindehauses. Ebenso die Treppenanlage und das vorgelagerte Hochbeet sind verklinkert. Die Rampe wird von Sichtbetonwandscheiben gesäumt, die eine Sitzbank, ebenfalls Sichtbeton, integrieren.

Die Fenster im Neubau sind aus hellem Eichenholz bzw. aus grau beschichtetem Aluminium ebenso wie alle Fensterbänke und der Dachrand.

Der Saal erhält ebenfalls Eichenholzfenster in die bestehenden Öffnungen, jedoch mit niedrigerer Brüstung und anderer Aufteilung. Die Fassade des Saals ist verputzt und erhält aus Kostengründen lediglich einen neuen Anstrich. Das Pfannendach bleibt erhalten.

Material innen

Das komplette Erdgeschoss, mit Ausnahme der Küche und des WC, wird mit Natursteinplatten (Jura grau) belegt. Die Verlegeart erfolgt in Bahnenware unterschiedlicher Längen in zwei Breiten, so dass eine lebendige, aber nicht aufdringliche Optik entsteht. Da der Saal nicht nur Kirchenraum, sondern auch Gemeindesaal ist, d.h. er wird unterschiedlich genutzt und möbliert, wurde darauf verzichtet, Achsen, Ornamente o.ä. aufzubauen.

Im Obergeschoss erhalten die Aufenthaltsräume einen Teppichboden aus Sisal, die WC’s werden gefliest. Die Treppe ist mit Holzstufen belegt.

Eine besondere Wirkung erhält der Saal durch seine neue Höhe, da der Raum bis zum First geöffnet wurde. Die bestehenden, nun freigelegten Stahlträger bleiben sichtbar und erhalten einen dunkelgrauen Anstrich. In dieses hohe Deckenfeld wird eine Vielzahl von kleine Glasleuchten tief abgehängt, so dass eine zweite horizontale Ebene entsteht.

Ein weiteres wichtiges Gestaltungselement ist die neu eingestellte Altarwand. Diese bildet eine Art „Rücken“ für den Altar und fasst den Raum neu.

Die Orgel, d.h. die vorhandene aus der Gemeinde Bürgerstraße, soll umgebaut und dem neuen Charakter des Saals, der hell und großzügig sein wird, angepasst werden. Der Entwurf des Orgelbauers Bosch hat mit einer Reduzierung der Bautiefe und neugestalteten Prospekten aus weiß lasierter Eiche den richtigen „Ton“ in der Gestaltung getroffen.

Die Fenster sind integriert in eine Vorsatzschale, die die vorhandenen, unproportionierten Fensteröffnungen harmonisiert und optisch überhöht. Der Sonnen- und Sichtschutz wird mittels leichter, textiler Stores erreicht. Die Vorsatzschale übernimmt die Höhe der Saalerweiterung und greift das Thema der unterschiedlichen Bezugs-, Material- und Konstruktionsebenen wieder auf.

Alle Innentüren, mit Ausnahme der Nebentüren, sind raumhoch und mit hellem Eichenholzfurnier versehen. Die Türen zur Saalerweiterung, zum Gruppenraum und die Eingangstüranlage haben zusätzlich großflächige Glaselemente. Die Türblätter zur Saalerweiterung sind in einem warmen, dunklen Rot lackiert, das ein Pendant in der mobilen Raumtrennwand findet.