Stadtkirche in Idar

Umgestaltung / Neubau von Gottesdienststätten

Die Sanierung eines Kirchenraums kann so vonstatten gehen, dass man hinterher in einem neuen Raum zu sein wähnt. Dies ist der Fall in der Evangelischen Stadtkirche Idar in der Edelsteinstadt Idar-Oberstein.

 

Wie ein neuer Raum: Blick in die Stadtkirche Idar.

Durchgeführt wurde die Sanierung von dem Architekten Dipl.-Ing. Karlhans Pfleiderer. Pfleiderer hatte einen Kirchenraum vorgefunden, der sich – einst romanisch, nun aufgrund eines Umbaus im 19. Jahrhundert und einer Nachkriegsrenovierung (1955) – in einem höchst unvorteilhaften Zustand präsentierte. Der Kirchenraum wurde als eng und gedrungen empfunden mit seiner tief hängenden Kassettendecke, den schweren Emporen im Querschiff und über dem Eingang. Der Altarbereich war durch Stufen erhöht und von der Gemeinde abgetrennt. Den Abschluss bildete hinter dem Altar eine Wandschale aus grünem Putz mit einem überdimensionalen Holzkreuz.

Lichte Orgelempore und freigelegte Holzkonstruktion im Dachraum.

Da galt es aufzuräumen: Die Emporen in den Querschiffen wurden entfernt und so der Raum geöffnet. Die Orgelempore am Eingang, ein früher nur von außen begehbarer optischer Riegel, wurde durch eine lichte, von innen zugängliche Empore ersetzt. Darunter befindet sich die vom Kirchenschiff abgetrennte Cafeteria. Die großen Rundbogenfenster wurden wieder hergestellt. Die weitgehendste Veränderung erfolgte dadurch, dass ein großer Teil des Dachraums freigelegt und in das Kirchenschiff einbezogen wurde, so dass die Holzkonstruktion mit Sprengwerken aus massiver Eiche nunmehr sichtbar ist. Aus einem geduckten wurde ein hoher, sich öffnender Raum.

Frei gelegte Bruchsteinwand des Turms und die Koliusis-Installation.

Nicht nur der Blick in die Höhe, auch der nach vorn erhielt einen zusätzlichen Reiz. Dort nämlich hat der Architekt den Putz des Turms abgetragen und die ursprüngliche Bruchsteinwand freigelegt. Eine kleine Rundbogentür führt in einen verwunschenen Raum der Stille. Die Steinwand gibt der erhaben wirkenden, hohen Halle einen warmen braunen Ton. Ein Lichtband zwischen Mauerwerk und Dach lässt Licht in die Zone der Prinzipalstücke einfluten. Als „Altarbild“ eigener Art erweist sich eine luftige Installation von Nikolaus Koliusis. Transparente, konkav gebogene Plexiglasscheiben (3 x 5 Meter) sind hier hintereinander gestaffelt. Über dem Altar, ins Kirchenschiff weisend, formen sich die sieben blauen Plexiglasscheiben zu einem transluziden Gebilde, das das Auge anlockt. Zugleich lassen die blauen Gläser mit ihren nuancierten Lichtbrechungen den Raum zu einem Raum werden, der zu atmen scheint.

  • Horst Schwebel